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Freitag, 15. November 2019

Jetzt bin ich Polar Experte!


Ich bin nun nach Schulung zum Polar-Experten ernannt worden. Man sagte mir, im gesamten Einzugsbereich von Hildesheim wäre ich womöglich von den Fachhändlern sogar der Einzige mit Expertenstatus. Wenn du dich für so ein Gerät interessierst, darfst du also einiges erwarten von mir, was du vielleicht in der Sportabteilung des Kaufhauses, vor allem aber beim Preis-Verreißer im Internet definitiv nicht erwarten kannst!
Über 10 Jahre habe ich voller Zufriedenheit die Produkte eines anderen Premiumherstellers getragen, den ich nach wie vor uneingeschränkt empfehlen kann!
Polar macht aber einfach drumherum mehr in Sachen Auswertung von Trainingsfortschritt und Leistungsentwicklung.
Das ist konzeptionell auch für reine Freizeitläufer sehr interessant!
Alles andere findest du vor allem auf dem zweiten Bild.



Dienstag, 12. November 2019

„Jetzt wirst du also wieder hässlich!“

Ich mag ja meine ganz liebe Frauenfreundin E.
Wir sind so eng, da darf man sich alles sagen. Oder fast alles? Also ihre Beurteilung meines Antlitzes „Jetzt wirst du also wieder hässlich“ hat ja durchaus seinen Wumms. Einem Mann kann man sowas vielleicht sagen, wir halten uns ja ohnehin für die Größten und sowas perlt locker an uns ab.

Aber sag das mal umgekehrt einer Frau. Da ist dann aber ein ganz großes Hallo!

Jungs, ist es nicht so? Probiert das ansonsten doch einfach mal aus. Setzt aber vorher einen Helm und eine Schutzbrille auf!

Was veranlasst E., mir sowas zu sagen?
Nun, nach längerer Zeit begann ich wieder in der Stoffwechselkur. Wie der Name schon sagt, eine echte Erholung für den gesamten Körper. Man hat das Gefühl, alles körperliche in sich mal wieder so richtig zu stapeln und auf ein gesundes und leistungsfähiges Ausgangsniveau zu reseten. Und in einem gesunden Körper soll ja auch ein gesunder Geist stecken. Positiver und sichtbarster Effekt: Man verliert auf sehr einfache, meist hungerlose und angenehme Art teils drastisch an Gewicht. Natürlich nur soviel wie man mag. Man kann das ja steuern.

Frauenfreundin E. hat mich vor vielen Jahren auf einem Höhepunkt meiner damaligen sportlichen Leistungskraft und dem damit verbundenen Körpergewicht kennengelernt.
Nun gab es meinerseits unzählige gesundheitliche Rückschläge seitdem, die in langfristigem Trainingsausfall und damit verbundenem Gewichtsanstieg einher gingen.

Und um dem Ganzen einen Hut mit Feder aufzusetzen, letztes Jahr musste ich mehrere Monate ein fieses Medikament nehmen, welches mir jeden Monat ohne dass ich es stoppen konnte 2 kg Gewicht oben drauf packte. Am Ende waren es 11 kg. ELF KILOGRAMM!!!!! Noch oben drauf!!!
E. sagt, sie findet das aber gut bei mir.

Nun bin ich aber immer noch in ganz tiefem Herzen und zu 100% Läufer. So richtig Läufer. Also ohne Kopfhörer auf den Ohren, ohne Trinkrucksack beim Volkslauf und ohne Angst vor Übertraining, wenn man mal 5x mal die Woche gelaufen ist. Ach ja, und ohne Whatsapp-Gruppe, aus der mir ständig unterwegs Motivation oder Gründe zum Aufgeben zugetrötet wird. Ich bin teils Old-school, aber glücklich!

Und mit Gewicht auf dem Wanst lässt es sich nunmal nicht gut laufen. Bis zu einem gewissen Grad ist jedes kg der Feind und es macht eben insbesondere bei uns hier im Leinebergland keinen Spaß.

Du kannst hart trainieren, aber kaum etwas ist mit so wenig Aufwand so leistungssteigernd wie eine Gewichtsoptimierung!

In meiner Ex-Firma wurde mal einen Rechner entwickelt, der einen wissenschaftlichen Hintergrund hat. Du kannst dort deine momentan maximal mögliche Laufzeit über eine beliebige Streckenlänge bis Marathon eingeben und dir anzeigen lassen, welche Zeit für dich möglich wäre bei einer von dir gewählten Gewichtsreduktion.
Achtung: Das macht nur Sinn bei realistischen und einem gesunden Menschenverstand folgenden Werten.
Wir haben damals tatsächlich verächtliche Beschwerden von 75kg Läufer bekommen, die schrieben, sie könnten ja locker den Weltrekord brechen, wenn sie 50 kg abnehmen.
So ein Blödsinn. Ausreichend vorhandene Gehirnzellen sind hilfreich bei Benutzung dieses Tools.
Gib einfach mal ein und schau was du laufen könntest, wenn……

Zurück zu Frauenfreundin E.:
Die ihrerseits glücklich verheiratete E. mag mich gern so wie jetzt. Gemütlich. Ganz anders meine Ehefrau, die mich die längste Zeit unserer Zeit sportlich und eher athletisch kennt. Äääähm, also ganz anders als jetzt. Das Klagelied der Ehegattin ist also berechtigt!
Als ich E. verkündete, es geht wieder rund und ich nähere mich körperlich meinem Zustand meiner geilsten Zeit, da sagte sie:
„Jetzt wirst du also wieder hässlich!“
Ich mag sie einfach! Sie war aber bei Weitem nicht die Einzige die sinngemäß das sagte.

Ich muss nun also abwägen zwischen besser laufen können und besserem Aussehen aus Sicht einiger Damen des Umfeldes.

Was für ein Konflikt! Was für Dilemma!


Sorry Mädels, ich entschied mich für Leichtigkeit, Leistungskraft und tausendmal besserem Körpergefühl. Ich entschied mich für die Stoffwechselkur und Gewichtsreduktion. Dann werde ich jetzt eben wieder (wieder??????) hässlich!

Stoffwechselkur ist kein geschützter Begriff. Es gibt aber das Original. Das mache ich alle paar Jahre, weil es mir einfach gut geht und danach die Anzüge wieder besser passen.
Dem krassen Erfolg folgend gibts aber inzwischen auch viel Billig-Abklatsch, von dem ich mich aber vollkommen distanziere. Entweder richtig oder garnicht! Besser also nicht danach googeln sondern lieber mich fragen, denn die Erläuterung führt hier zu weit.

Ich hab jetzt nach fast 6 Wochen Phase 2 von 4 Phasen geschafft. Phase 2 ist die Diätphase. Viele reduzieren die Stoffwechselkur auf diese Phase und dann gehts selbstverständlich schief. 2 Phasen kommen noch. Ist ja keine Diät, sondern eine Kur.

7 kg sind nun runter. Und etwa 5% Körperfett. Diesmal gings langsamer als sonst, aber absolut komplett beschwerdefrei. Kein Hunger, kein Problem, nix! Die 7 kg sind noch nicht das was mein Ziel ist, aber das wird auch noch gehen.

Und dann klappts auch wieder mit dem Berglauf! ;-)
Und dann bin ich eben „wieder“ hässlich! Scheiß drauf, laufen ist mein Leben und hat einfach die höhere Priorität!





Montag, 7. Oktober 2019

Wie? Sie waren nicht beim Firmenlauf dabei?


Der Firmenlauf steht an.

„Verdammter Mist. Alle relevanten Player unserer Branche werden dort sein. Wahrscheinlich wieder mit riesigen Zahlen teilnehmender Mitarbeiter in perfekt gestylten Outfits, die einfach einen hervorragenden geschlossenen Eindruck hinterlassen. Und die jungen schlanken Trainees der Konkurrenz werden es wohl wie in den letzten Jahren wieder aufs Treppchen schaffen und vor großer Zuschauerzahl geehrt, was deren Firma wiederum in ein besonders positives Licht rückt.

Und wir?
Der ganze Arbeitsausfall! Für so einen Blödsinn! Die wollen wahrscheinlich sogar Überstünden dafür aufschreiben.
Und die Motivationslosigkeit der Mitarbeiter erst! Wenn derjenige, der die Teilnehmer rekrutieren will in den Sozialraum kommt, stellen die sich doch wieder alle tot oder melden sich krank.
Und die Kosten, an die will ich garnicht denken !!!!
Meine Güte, wer sowas erfunden hat, den sollte man…..
Hoffentlich läuft sich der Zirkus in einigen Jahren tot.“

Kennen Sie diese Gedanken? Hand aufs Herz, so oder so ähnlich werden sie verbreitet gedacht wenn der jährliche Firmenlauf winkt. Und Sie mögen Recht haben. Das deutsche Wirtschaftswunder fand auch ohne Firmenläufe mit anschließender Koma-Party und ungewollten Schwangerschaften statt.

Der Geschäftsführer Ihres Mitbewerbers:

 „Firmenlauf, klasse! Was für eine wunderbare Möglichkeit, unsere fortschrittliche, moderne und teamorientierte Unternehmenskultur zu nutzen und nach außen zu präsentieren. Und der teambildende Faktor für die Mitarbeiterschaft erst…… Während die anderen den unmittelbaren Kosten-/Nutzenfaktor noch im Controlling prüfen lassen, bereiten wir schonmal alles vor und haben Vorsprung. Welche Kompetenzen von innen und außen können wir nutzen?“

Ja, es ist wie so oft eine Frage des Blickwinkels.

In einer Zeit vor einigen Jahren, als die boomenden Firmenläufe noch nicht die brachiale Aufmerksamkeit und den Zulauf von heute hatten (waren Sie etwa nicht dabei mit Ihrem Betrieb?) unternahm ich als Ersatztrainer meine ersten Schritte im Firmencoaching. Ein größerer Konzern mit deutschlandweit verstreuten Standorten fasste den Gedanken, seine Mitarbeiter die sich über die Standorte bisher nur vom Telefon oder Email kannten nach Möglichkeit direkt von Mensch zu Mensch zusammen zu bringen. Über alle Hierarchieebenen hinaus. Und das mal auf andere Weise als über das jährliche Kick-Off. Dass durch so eine Maßnahme im Erfolgsfall neue oder festere Netzwerke der Mitarbeiter gestrickt werden, die die innerbetrieblichen Abläufe massiv beschleunigen können und auf eine substanziellere Basis gestellt werden, ist Ihnen selbstverständlich bewusst.

Man fand eine große Laufveranstaltung an der spanischen Küste. Und man entschied dort nicht nur Zwangsverpflichtete hin zu versenden, sondern den Gedanken des Teambuildings viel weiter zu denken:
Der Lauf in Spanien war nur das Ziel. Er war aber nicht der Weg und nur ein kleiner Teil der gesamten Maßnahme.
Man entschied sich, die Mitarbeiter auch auf sportlichem Wege im Vorfeld zueinander zu bringen. Monate vorher beginnend wurden sie räumlich wechselnd an die Nähe der bundesweiten Standorte für ein oder zwei Tage zusammengebracht und wir Trainer haben sie für die sportliche Aufgabe vorbereitet.

Die Mitarbeiter lernten sich schon Monate vorm Lauf näher kennen mit einem gemeinsamen Ziel. Mit allen für das Unternehmen positiven Folgen. Man arbeitet unter einem Dach mit unterschiedlichen Aufgaben und Weisungsbefugnissen. Aber hier erlebt man sich zusammen im Sport. In Sportkleidung und nicht im Business-Outfit. Den Chef (oder die Chefin) beim Laufen abzuhängen war manchen anfangs sicher eine Freude. Später wurde es völlig unwichtig. Ein gemeinsames Ziel außerhalb der Hierachiestrukturen verband die Mitarbeiter. Und diese Verbindung zog sich wiederum in die betrieblichen Abläufe hinein.

Es liegt zu lange zurück und über meine Aufgabe als Trainer hinaus war ich nicht so in Firmeninternas involviert. Ich gehe mal davon aus, dass die freiwilligen Mitarbeiter einen Zuschuss für die Reise aufbringen mussten. Das weiß ich aber nicht.
Ich habe als äußerer Betrachter nur den großen Nutzen für die Teilnehmer und damit fürs Unternehmen feststellen können. Ich war begeistert, was so eine Maßnahme auslösen kann.

Nun muss es nicht Spanien sein und die Mitarbeiter über die Monate nicht immer wieder ausfallen. Wenn Ihnen diese Hürde zu groß erscheint oder Ihre Firma aus Ihrer Sicht zu klein, dann denken Sie einfach an den Firmenlauf in Ihrer Nähe, oder dort, wo es für Sie strategisch sinnvoll erscheint.
Und die Vorbereitung von Freiwilligen kann auch außerhalb von Betriebsabläufen stattfinden. Motivationsbeispiele dazu? Lassen Sie uns reden.

Haben Sie sich vor Ort mal angeschaut, was andere dort tun? Wie sie sich präsentieren? Welche Ziele mit der Teilnahme dort verfolgt werden? Netzwerken kann man kaum hoch genug bewerten.
Die Firmen die ich sah, zeigen sich auch teils sehr kreativ, wie sie Ihre Mitarbeiter zur Teilnahme motivieren. Nein, das geht auch ohne finanzielle Bonis.

Es war immer wieder fantastisch, wie sich die meistens gleich gekleideten Mitarbeiter als Team verstanden. Sich auch ohne Weisung von oben dort bestmöglich präsentieren wollten. Ja, auch sportlich, aber im Schwerpunkt als Gemeinschaft Ihrer Firma. Kreativität kann grenzenlos sein.

Über meine Kernkompetenz als Lauftrainer hinaus berate ich Sie auf Wunsch vorher selbstverständlich, wie Sie die Vorbereitung, vor allem aber auch die Teilnahme vor Ort so sinnvoll wie möglich gestalten können. Lassen Sie uns einfach mal zusammen im persönlichen Gespräch brainstormen was wir für Ihre Teilnahme am Firmenlauf mit Ihren Mitarbeitern zusammen auf die Beine stellen können.

Nur: Alles braucht seine Zeit. Lasen Sie uns rechtzeitig in Kontakt treten. Dieser Artikel wurde im Oktober 2019 verfasst. Genau richtig, um Ihre Maßnahme "Firmenlauf 2020" fundamental vorzubereiten.

www.running-and-dreams.de



Donnerstag, 26. September 2019

Es ist Berlin

1985 im Ziel des Berlin Marathons.
Lach nicht, schau dir doch mal deine Bilder von 1985 an!
Jedes Jahr im September beschleicht mich ein solches Gefühl. „Es ist Berlin“ und bezieht sich auf den dortigen Marathonlauf Ende September. Einen der größten und bedeutungsvollsten auf der ganzen Welt. Viele Weltrekorde wurden dort aufgestellt. Dieses Jahr starten rund 46.000 Läufer. Mehrere Fernsehsender übertragen stundenlang live.


Dieses Gefühl lautet tatsächlich, „Es ist Berlin“. Nicht „Bald ist Berlin Marathon“ oder so ähnlich.

 Das Lauftraining draußen fühlt sich die Zeit kurz vorher, eben im September, einfach anders an. Ja, es ist Spätsommer. Die ganz großen erdrückenden Hitzetage sind im Wesentlichen vorbei. Das Grün im Wald hat nicht mehr die leuchtendste Farbe. Es neigt sich alles irgendwie. Es bewegt sich auf eine Art Finale zu. In der Natur ist es die Reife vieler Früchte. Im Langstreckenlauf sind es die Höhepunkte der Herbstmarathons, was in Deutschland neben anderen großen Stadtmarathons in Frankfurt und Köln eben der Berlin Marathon ist.

Man trainiert draußen und irgendwie scheint alles damit zusammen zu hängen. Die eigene Form sollte hoch sein und darauf warten, abgerufen zu werden. Es herrscht eine positive Spannung in einem selbst. Auch Vorfreude, endlich zeigen zu können worauf man sich die ganze Saison vorbereitete. Selbst wenn man nicht in Berlin startet, „Es ist Berlin“.

Man kann diesen Mega-Marathon mögen oder eben nicht. Spielt keine Rolle. Aber wer dort mal oder besser noch mehrmals lief, für den ist im September einfach „Berlin“. 
Es ist auch für mich immer noch Berlin, obwohl mein letzter Start 29 Jahre zurückliegt und ich inzwischen von ganzem Herzen Trail-Läufer und kein Stadtmarathonläufer mehr bin.

Es war der Spätsommer 1985. Der politische kalte Krieg kochte auf einem superhohen Niveau. West-Berlin war noch eingemauert und konnte bekanntlich nur über Transit-Wege und immer wieder vorkommende Schikanen an den Grenzkontrollen erreicht werden. Und wenn wir aus dem Westen die umzingelte Stadt erreichten, spürte man irgendwie ein ganz besonderes soziales Klima, ein Flair, eine Atmosphäre, die ich garnicht so richtig beschreiben kann. Nach meinem Gefühl (Meinungsäußerung!) hat sich Berlin heute erheblich zum Nachteil verändert, wobei ich das garnicht an bestimmten Fakten festmachen möchte. Damals fühlte sich die Exklave völlig anders an als heute.

Wie auch immer, ich war 15 Jahre alt und hätte dort garnicht starten dürfen. Bis heute ist Jugendlichen der Start über die Marathonstrecke verboten. Man lässt sie lieber auf den ihrer Natur und ihrem Stoffwechsel völlig widerstrebenden Kurz- und Mittelstrecken laufen und „schützt“ sie vor dem, wofür sie biologisch wesentlich besser geeignet sind. Aber das ist ein anders Thema. Ein Reizthema für mich.

Ich mogelte mich durch die Anmeldung und startete bei meinem zweiten Marathonlauf. Den ersten absolvierte ich im gleichen Jahr ziemlich gut in 3:18 Stunden, ohne größere Erschöpfung danach. In Berlin 1985 wurde es beim zweiten dann noch vor meinem 16 Geburtstag eine 3:05h.

Wir fuhren mit vielen Läufern meines damaligen Vereins nach Berlin und nächtigten über interne Kontakte in einer Polizeischule. Mehrere Tage verbrachten wir jedes Jahr in Berlin und schauten uns abseits des Marathons viel von der Stadt an. 6x in Folge startete ich dort. 1990, ganz wenige Tage vor der förmlichen Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten verlief die Strecke dann erstmals durch das Brandenburger Tor. Eigentlich wollte ich 1990 garnicht starten und hatte andere Ziele. Aber dieses Ereignis wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen und ergatterte noch einen Startplatz. Ich glaube wir waren 25.000 Läufer damals. Im ersten Startblock starten dürfend bekam ich davon allerdings nicht viel mit.

Ich erinnere mich noch gut an eine Grenzkontrolle der DDR-Grenztruppen auf dem Transit über die A2 nach Hannover. Der Grenzer schien sich auszukennen und wir Läufer hatten voller Stolz noch unsere Medaillen um den Hals hängen. Jeden mit Medaille fragte er nur beiläufig nach seinem Paß, sondern viel mehr interessiert nach der Zeit die er gelaufen ist.

Seitdem lief ich nie wieder den Berlin Marathon. Die Ziele verlagerten sich einige Jahre in den Triathlon, später kam die Ultratrail-Lauferei. Auch andere Stadtmarathons. Nie wieder Berlin, was aber nicht gegen Berlin spricht.
Der Lauf heute ist natürlich auch ein anderer. 1985 starteten wir in einer einzigen Startwelle mit wenigen tausend Läufern vorm Reichstag. Bebauung links und rechts davon gab es nicht. Heute steht dort ein Regierungsviertel. Die Marathonmesse passte locker ins Hotel Interconti nahe der Gedächtniskirche. Ist heute ein Riesentrubel in den Hangars des geschichtsträchtigen Flughafens Tempelhof.


Damals berichtete jährlich (!) die Presse über einen verrückten Holländer. Der befestigte auf seiner Mütze eben als Holländer eine Tulpe und lief mit Tulpe auf dem Kopf den Marathon. Für jedes Jahr seiner Teilnahme kam eine Tulpe hinzu.
 In dem Sportfeeling der 80er war das total crazy. Heutzutage gibts wahrscheinlich im Marathonlauf Kostümwettbewerbe derer, die nach meiner festen Meinung solche Sportveranstaltungen damit entehren und sich ihre Bühne lieber beim Karnevalsumzug verschaffen sollten. Auch hier: Meinungsäußerung. Der vorhersehbare Shitstorm perlt an mir ab.
Ok, der Holländer lief „nur“ ne 2:40. In unserer damaligen Wahrnehmung war er also nicht besonders schnell, er konnte sich also solche Mätzchen leisten. Ok, ich lief ohne Tulpe und war mit 2:45h noch langsamer. Wir rannten, aber vor allem: Wir hatten tierisch Spaß an und in unserem Sport!

Und trotzdem: Jedes Jahr aufs Neue im September: „Es ist Berlin“.
Und das im positiven Sinne.

Kommenden Sonntag, am 29.09.2019 „ist“ wieder der Berlin-Marathon. Seit Jahren eine schöne Gewohnheit, beim Frühstück den Lauf im Fernsehen zu verfolgen und natürlich im Laufe des Tages selbst noch zu trainieren.

Spannend sind aber die Wochen vorm großen Tag. Man läuft im Wald, aber man fühlt es, „Es ist Berlin“!



Dienstag, 10. September 2019

Now is the moment of power!

Now is the moment of power!


Sich einen Trainer „nehmen“ ist ja so ein Ding. Manche meinen es wirklich ernst. Die wollen ihrem Lebensverlauf einen anderen Impuls geben. Egal wo sie stehen. Laufeinsteiger, die es in Wahrheit allein nicht hinbekommen, vor allem, garnicht wissen wie und wo sie anfangen sollen. Alles ist so verwirrend, so groß!

Aber auch Fortgeschrittene oder halbe Laufprofis, die irgendwie stagnieren und mit ihren ganzen Internet-Trainingsplänen und 800€ Laufuhren nicht wirklich weiterkommen.
Und alle dazwischen mit ihren ganz individuellen Motiven für unseren wundervollen Sport.

Glaub mir, ich kenne euch alle...!




In meinem im Frühjahr 2020 erscheinenden Buch widme ich dem allem viel Raum.

Was sinnvoll ist, ist jemand mit Kompetenz, der dich anschaut, sich mit dir individuell beschäftigt, sich mit dir und deinen Herausforderungen auseinandersetzt. Mit dir Lösungen für dich findet, wie du deine Ziele erreichen kannst.

Tun musst du es aber selbst. Deinen Erfolg kannst du dir nicht kaufen. Den musst du dir erarbeiten. Und deshalb kann es prinzipiell jeder!

Denk mal drüber nach. Ist das nicht ein geiler Gedanke?


Es gibt die anderen, die können oder wollen den Trainer bezahlen, benutzen ihn aber nur als eigenes Statussymbol. „Ich habe einen Trainer“.
Nun, allein das Dasein deines Trainers macht dich nicht schneller und deine monetäre Überweisung an ihn ändert an dem Umstand deiner Leistung nichts. Er ist der unverzichtbare Lotse für dich. Fliegen musst du schon selbst.

Wir gehen nun auf das Ende der diesjährigen Laufsaison zu. So mancher spielt sicher schon mit dem Gedanken, es mal mit einem Trainer zu versuchen. Also mit mir! Machen wir uns da mal nichts vor, das Ziel ist beispielsweise der Hannover-Marathon im kommenden Jahr oder auch gern der Halbe und es ist ja noch soviel Zeit. Aber erstmal sehen, wie du über den Winter kommst. So im Februar könnte man dann ja......
Ist es nicht so?

Was für ein Fehlgedanke in sachlicher Sicht! 
Im Februar hast du noch 2 Monate. Kein Trainer der Welt kann zaubern. In 2 Monaten kannst du zwar was erreichen, aber eine substanzielle Vorbereitung auf stabilem Fundament geht anders. Auch Weltklasseläufer erreichen ihre Form nicht mal kurz in 2 Monaten. Wieso solltest du als Hobbysportler das schaffen? Bist du irgendwie talentierter als die Weltklasseathleten?

Der richtige Zeitpunkt zum Einsteigen in deine Vorbereitung auf einen Lauf im Frühjahr ist genau jetzt. Solltest du bereits Wettkampfläufer sein, hast du jetzt die Gelegenheit noch einige Rennen zu laufen, die Ergebnisse mit mir zu besprechen und sofort in die richtige Vorbereitung über den Herbst und Winter einzusteigen. Wir können uns beschnuppern und dir einen vernünftigen Aufbau garantieren. Von Beginn an.

Als Laufeinsteiger, da sei mal ehrlich zu dir selbst, ist der Winter mit seinem ganzen Scheißwetter und Dunkelheit doch eine riesige Herausforderung. Wettkampfziele interessieren dich vielleicht noch nicht, so dass deine Gründe zum Training ziemlich nebulös sein können. Eben gerade jetzt ist eine enge Zusammenarbeit mit deinem Trainer noch wichtiger und wertvoller als bei einem Einstieg im Frühjahr, wo die äußeren Umstände einfach leichter zu bewältigen sind. Ist es nicht so? Ich kümmere mich mit Herzblut um dich auch wenn es kalt ist, dunkel und regnet. Ich bin da für dich!

Mein Angebot an jeden Läufer jeden Leistungsstandes und jeder Motivation:
 Vereinbare jetzt einen Termin für ein Schnuppertraining mit mir. Wir laufen locker zusammen, ich „fühle“ dich, wir sprechen über dich, deine Motivation, deine Ziele. Wir entscheiden dann, ob wir zusammen passen. Das Schnuppertraining ist dann für dich kostenlos, wenn es nicht weiter als 40km entfernt von meinem Wohnort Sibbesse im Südkreis Hildesheim ist. Über diese Entfernung hinaus besprechen wir Lösungen mit denen wir beide leben können.

Was mich antreibt, ist es dir zu helfen, deine Ziele zu erreichen. Es geht um dich. Du stehst mit deinen Wünschen, Träumen, Zielen und deinen persönlichen machbaren Möglichkeiten im Mittelpunkt!

Nun stöbere dennoch mal ein wenig auf meiner Homepage, um auch etwas über denjenigen zu erfahren, mit dem du es ab sofort zu tun hast. Der wenn man so will, Teil deines Lebens wird. Und dann ruf mich an. Mail geht auch, miteinander sprechen ist aber besser.

Herzlichst, dein Trainer Hansi Köhler




Mittwoch, 14. August 2019

Testbericht - Der granatenschnelle Newton Distance 8





Viele Leser wissen, dass ich überzeugt bin vom geschützten Barfußlauf. Also vom bewegen in Barfußschuhen, die dem Fuß allenfalls eine Schutzhülle sind. Dazu veröffentlichte ich jüngst einen Blogbeitrag: https://running-and-dreams.blogspot.com/2019/07/barfulaufen-wir-waren-damals-einfach-zu.html

Nun möchte ich aber einen Testbericht schreiben über ein Produkt, welches man auf den ersten Blick als einen herkömmlichen Laufschuh bezeichnen könnte.
Nur auf den ersten Blick?
Und warum überhaupt?

Nun, ich habe leider im Großzehengelenk eine Arthrose 4. Grades. Mehr Grade gibts nicht. Sie ist sehr schmerzhaft und ein „richtiges“ Lauftraining mit z.B. Tempoläufen ist nicht möglich. Ich arbeite dran mit diversen Methoden und 4 Monate nach der Diagnose sieht die Welt zumindest tendenziell schonmal anders aus. Voll von Hoffnung kann ich inzwischen wenigstens joggen, was vorher nur mit großen Schmerzen möglich war.

Mit der Arthrose an der Stelle ist das Gehen in einem guten Barfußschuh beinahe die einzige Möglichkeit. In starrem Schuhwerk sind die Schmerzen bei mir mehrheitlich zu groß. Dennoch: Lauftraining ist mit der Arthrose im großen Onkel barfuß nicht wirklich möglich. Der Abdruck über den großen Zeh zu stark, deshalb „muss“ ich mein eigenes Lauftraining, welches nur noch aus joggen besteht, nun erstmal in Laufschuhen absolvieren.

Ich sage dir, wenn man so wie ich seit über 8 Jahren in Barfußschuhen unterwegs ist und nun wieder herkömmliche Laufschuhe tragen muss, dann fragt man sich, wieso man sich die Dinger freiwillig die ganzen Jahre davor angetan hat! Rückwirkend betrachtet bis auf spezielle Einsatzgebiete unbegreiflich.

Ich suchte also nach einer Lösung. Und ich erinnerte mich an meine Zeit im Laufsportfachhandel, in der ich auf den Hersteller Newton gestoßen bin. Schon damals eine der meiner Ansicht nach am meisten unterschätzten Laufschuhmarken.

Die einzigartige Technologie des Sohlenbaus der Schuhe könnte mein Problem mit dem Arthroseschmerz lösen.

Laufschuhe von Newton sind zunächst erstmal Schuhe für die meisten Läufer. Insbesondere die, die Dynamik lieben. Es sind keine Schuhe speziell für Arthrose-Humpler wie mich. Aber sie könnten mit ihrer Technologie mein Problem lösen.
Es lohnt sich definitiv, sich Modelle von Newton mal genauer anzusehen und idealerweise auch mal zu laufen.

Der Chef des deutschen Vertriebes für Newton gehört glücklicherweise noch zu meinem Kontaktnetzwerk von damals. Flugs konnte ich ihn an die Strippe bekommen. In der guten alten Szene gibts nicht nur BWL-studierte Hardcore-Vetriebler ohne Gefühl für ihr Tun, sondern auch noch Sportler von Herzen. Solche, die auch eigenen Schweiß draußen in der Natur beim Training geschwitzt haben. Die mit ihrer Liebe und Kompetenz zum Sport und mit Unternehmertum etwas aufbauten. Als ich hörte wer den Vertrieb von Newton in Deutschland übernimmt wusste ich, es ist sinnvoll, sich die aktuelle Generation der Schuhe und die Zukunftsperspektiven dieser Marke in Deutschland anzusehen.

Warum Newton in meinem Fall?
 Mein Laufstil hat sich von der unnatürlichen Ferstentrampelei im traditionellen Schuh zurück zum natürlichen Mittel-/Vorfußlaufstil in den Barfußjahren abgewandelt.
In traditionellen Laufschuhen kann und will ich einfach nicht mehr laufen. Für mein Arthrose-Gelenk, dem großen Zeh, über den ein großer Teil des Fußabdrucks beim laufen erfolgt, brauche ich aber jetzt wegen des Schmerzes Dämpfung.

Laufschuhe von Newton haben allesamt eine sehr geringe Sprengung und dabei eine dynamikorientierte, bewegliche Bauweise. Unter dem Ballen vorn findet man so genannte „Lugs“. Eine Technologie, die dort zu einer Erhöhung führt. Sinnbildlich dargestellt läuft man so, als hätte man ein erhöhtes Dämpfungskissen vorn unterm Fußballen, was meinem Arthrose-Gelenk eine Wohltat ist.

Die Sohlentechnologie mit den Lugs zwingen den Läufer beinahe dazu, eher auf dem Mittel- bis Vorfuß zu laufen. Der Fersenlauf im Newtonschuh fühlt sich irgendwie falsch an. Ist er ja auch. Aber im traditionellen Laufschuh mit eher starrer Sohle kannst du nicht Vorfußlaufen. Die starre Sohle hebelt dich runter. Es geht nicht.

Im von mir gewählten Newton Schuh klappt das wunderbar. Du landest durch seine Bauweise eher weiter vorn. Die Sohlentechnologie ist jedoch so flexibel gestaltet, dass hier nicht so stark ein Hebel einsetzt. Noch mehr Bewegungsfreiheit bietet dir hier nur ein guter Barfußschuh.

Für mich ist das also eine Lösung. Die einzige mir bekannte auf dem Laufschuhmarkt. Ich kann weiterhin meinem natürlichen Laufstil mit Mittelfußaufsatz nachkommen, habe aber dennoch Dämpfung unter meinem schmerzenden Gelenk.

Dahinter steckt eine einzigartige Technologie, die -spürbar- für eine trampolinartige Dämpfung sorgt. Auf der unten stehenden Internetpräsenz von Newton ist das ziemlich gut erklärt, deshalb gebe ich das hier jetzt auch nicht doppelt wieder.

Wir einigten uns auf das Modell „Distance 8“. Er wird bei Newton unter den Wettkampfschuhen geführt. Diese Einordnung sehe ich zwar anders. Ich sehe ihn bei den leichtgewichtigen Trainingsschuhen, bestenfalls den Marathonrennschuhen. Aber ist ja egal wie es heißt. Es geht ja um den Schuh.

Für mich und mein schmerzendes Zehengelenk ist das Laufen im Newton-Schuh und seiner Technologie eine Wohltat. Im Distance 8 findet man einen verhältnismäßig minimalistischen Laufschuh, der in seiner Bauart ganz klar für die Straße hergestellt ist. Einen Trailschuh hat Newton auch, aber ich brauchte jetzt etwas superleichtes, dynamisches, welches mir dennoch die „Lugs“ im Vorfußbereich bietet.

Der Distance 8 war dafür eine extrem gute Wahl!

Er ist einer von diesen bissigen Schuhen, die man anzieht und am liebsten gleich eine Startnummer dazu an die Brust heften möchte. Man läuft los und möchte schnell. Man kann damit im Rahmen seiner Möglichkeiten auch einfach nur schnell. Mit dem Newton Distance langsam zu laufen ist etwa so, wie mit einem Ferrari ordnungsgemäß durch die 30-er Zone zu fahren.

Das Obermaterial reicht lang aus um einen guten Sitz zu ermöglichen. Zu mehr ist es sicher nicht gedacht und das ist gut so.

Der Newton Distance zaubert meinen Arthrose-Schmerz nicht weg. Von allen Schuhen, die ich eben jetzt abseits der Barfußschuhe nutzen muss ist er mit Abstand der, der mir das Laufen am angenehmsten sein lässt.

Bleibe mit ihm auf hartem Asphalt, auf Parkwegen oder nur ganz leicht geschotterten Feld- und Waldwegen. Für Trails gibts den „Boco“.
Wenn du lieber „mehr Schuh“ von Newton möchtest, dann vielleicht den „Gravity“.

Ich habe den Distance 8 nun etwa 4 Monate in Benutzung und er zeigt bei mir und meinem Laufstil, jedoch vergleichsweise hohem Körpergewicht, völlig normale Gebrauchsspuren. Ich rechne bei ihm mit einer durchschnittlichen Lebensdauer bezogen auf einen „normalen“ Trainingsschuh. Keinesfalls weniger, was oft bei Leichtbauschuhen der Fall ist. Insofern scheint mir die Haltbarkeit höher als bei Wettkampfschuhen, in deren Klasse Newton den Distance 8 einordnet.

Mein Tip:
Unbedingt ausprobieren! Und insbesondere dann, wenn du an deinem Laufstil arbeiten willst. Wenn du weg willst von Fersentrampelei und hin möchtest zu Bewegungsformen, die dem ursprünglich natürlichen Laufverhalten des Menschen wieder näher kommen.

Und für die Einlagenträger:
 Es macht keinen Sinn einen Newton-Laufschuh und insbesondere den granatenschnellen Distance 8 mit Einlagen zu laufen. Die brauchen eine verhältnismäßig starre Plattform auf der sie liegen, damit sie überhaupt wirken können. Dazu ist der Distance 8 absolut nicht hergestellt und es verfehlt auch die dahinter steckende Logik.

Wenn du Einlagenträger bist und dich an Barfußschuhe noch nicht herantraust, sieh den Newton Distance 8 als Trainingsgerät für dich an. Du läufst ihn regelmäßig, aber ohne Einlage. Trainiere immer wieder deine Füße und deinen Bewegungsapparat. Das geht natürlich nicht, wenn du wirklich schwerwiegende orthopädische Probleme hast.

Eine Bitte meinerseits:

Benutze den unten stehenden Affiliate-Link für deine Bestellung. Wer mich privat kennt weiß, dass mich ein finanzieller Vorteil nicht maßgeblich antreibt. Ich empfehle ausschließlich Produkte, die ich auch ohne Vorteil empfehlen würde. Das tat ich damals im Sportfachhandel schon so, wo ich manchmal Kunden auch schon konkret von etwas abgeraten habe. Die Laufschuhe von Newton halte ich für klasse, insbesondere den von mir getesteten und hier vorgestellten Distance 8. Also, einfach mal rantrauen an eine vielleicht für dich neue Marke.


Montag, 29. Juli 2019

Barfußlaufen - Wir waren damals einfach zu blöd. Jetzt also nochmal richtig!

Für einen Blogbeitrag über das Barfußlaufen gibt es eine Vorgeschichte. Eine Persönliche. Willst du sie kennen?

In meinen 26 aktiven Wettkampfjahren hatte ich mir irgendwann die Fähigkeit antrainiert, relativ schnell laufen zu können. Dynamisch, kurze Bodenkontaktzeiten, kraftvoller Abdruck. Neben anderen Dingen alles Eigenschaften, die zum schnellen Laufen nötig sind.
Nun neigte ich seit ich denken kann beim laufen aber immer zu einer wirklich starken Überpronation, eine sehr deutliche Fußfehlstellung. Dabei knickt man im Sprunggelenk bei Belastung nach innen ein. Spätestens beim Laufen von hinten angeschaut ist sowas bei betroffenen Läufern gut erkennbar. Und ich war davon wirklich stark betroffen.

All die Jahre trug ich Einlagen, Maßanfertigungen von Fachleuten. Dazu entsprechend gegen die Überpronation gestützte Schuhe. Die Denkweise war einfach, durch passive Stützen wird weg korrigiert, was vermeintlich falsch war.

Mein  gesunder Menschenverstand wehrte sich von Beginn an dagegen. Es konnte doch einfach nicht richtig sein, etwas passiv zu stützen, was eigentlich selbst halten soll. Das ist doch etwa so, als wenn du faul auf deinem Sofa schnarchst. Schön bequem, sofern dich deine (Ehe-)Frau schlafen lässt. Aber zum kräftigen Sportsmann, dem die Sekretärinnen hinterherpfeifen, wirst du von der Tieflage auf dem Sofa nicht.

Ebenso nicht deine Fußmuskulatur in deinen orthopädischen Gehhilfen. Gestützt, getragen, einkorsettiert, festgemauert. Sie braucht nichts tun. Wie du auf dem Sofa. Oder dein Bein in Gips, welches wie du weißt seine Muskulatur verliert. 

Aber wir wussten es damals einfach nicht besser. Es war der Zeitgeist, der bis heute in den Köpfen der Läufer sehr tief verankert ist.

In der damaligen Zeit und eigentlich bis heute lebt die Laufschuhindustrie davon, uns die Fußfehlstellungen als etwas völlig Schreckliches darzustellen, was unbedingt wegkorrigiert werden muss. Nun ja, hat bei Laufschuhen dann ja auch gern seinen Preis, aber das sollte uns die orthopädische Gesundheit doch wohl wert sein, oder?

16 Jahre arbeitete ich hauptberuflich selbst im Laufsportfachhandel. Und die Kunden verlangten immer mehr zunehmend nach immer stärker gedämpften und höher technisierten Laufschuhen. Das technisch Aufwändigste erschien gerade gut genug. Wer ein Zwicken und Zwacken im Knie hatte, verlangte zumindest zur Anprobe Laufschuhe mit den edelsten und aufwändigsten Dämpfungselementen die der Markt und der jeweilige Hersteller gerade hergab. Getrieben von Sorge, die technisch nur zweitbeste Lösung könnte in Sachen Dämpfung und Korrektur eines vermeintlich falschen Abrollverhaltens den eigenen Anforderungen nicht genügen.

Moment mal, soll der Artikel nicht vom Barfußlauf handeln? Ja, aber für den sich später einstellenden, scheinbar aus dem Nichts entstandenen Trend zum Minimalistischen, ja zum Barfußlauf, muß die Vorgeschichte bekannt sein.

Die Schuhindustrie handelt mit kommerziellen Motiven und produziert folgerichtig im Schwerpunkt das, worin die Nachfrage hoch ist. Mehr Verlangen der Kunden nach Highend-Laufschuhen verursacht Weiterentwicklung und Angebot der Schuhe in diesem Bereich. Mehr Technologie lässt sich auch ausgezeichnet mit immer höheren Preisen rechtfertigen. Eine Spirale entstand, die sich immer weiter hochdrehte. Sowohl in Sachen Technologie, als auch im Preis. Bis heute!

Schon damals jedoch sagte mir ein Kunde im Ladengeschäft, von Beruf Orthopäde, „Wie gut, dass die Hersteller Pronationsstützen bei den Laufschuhen erfunden haben. So bekommen wir Orthopäden mehr Patienten“. Der Wahrheitsgehalt der Aussage ist durch mich nicht überprüfbar, er stimmte mich jedoch nachdenklich.

Etwa ein Jahr später sagte ein anderer Kunde beim Schuhkauf, ebenfalls Orthopäde, Stützen in den Schuhen führen eben gerade durch das daraus resultierende Entlasten naturgemäß zur Schwächung des jeweiligen Muskels im Fuß, der eigentlich die Überpronation verhindern soll und kann. 
Hochgradig gedämpfte Schuhe können zudem schwammig sein. Gepaart mit geschwächter Fußmuskulatur können so Fehlhaltungen sogar verstärkt und Probleme überhaupt erst verursacht werden. Der aus Sicht des Orthopäden in meinem Laufladen richtige Weg wäre die konsequente und tägliche Kräftigung der Fußmuskulatur durch diverse Übungen, damit der Fuß an sich gestärkt wird und somit orthopädische Probleme beim Laufen vermindert werden können.

Der medizinische Fachmann erklärte also exakt das, was ich immer für richtig hielt, jedoch nicht erklären konnte.

Die Laufszene aufgerüttelt hat eine im Jahr 2010 im Nature-Magazin veröffentlichte Studie von Prof. Daniel Lieberman der Universität Harvard. Er zeigte darin, dass die Belastung des Bewegungsapparates beim Laufen in modernen Laufschuhen höher ist, als beim von der Natur vorgesehenen Barfußlauf!

Die Kernaussage dieser Studie wurde damals in vielen Medien veröffentlicht um kam offensichtlich sehr durchdringend bei uns Läufern an. Relativ oft hatte ich es in der Folge mit nun gänzlich verunsicherten Kunden zu tun. Zu dem Zeitpunkt gab es zumindest in Deutschland noch kaum ein Angebot an Laufschuhen, oder besser noch, einem Schutz für die Füße, die ein natürliches Laufen mit minimaler Technik ermöglichte.

Etwa zeitgleich im Jahr 2010 schlug das Buch „Born to run“ von Christopher McDougall in die Läuferszene geradezu ein. Neben einer Erzählung tatsächlicher Ereignisse lebender Personen der amerikanischen und mexikanischen Ultraläuferszene wird weitreichend aus wissenschaftlicher Sicht der Sinn des Barfußlaufens beschrieben und das in einer Sprache, die auch vom Laien zu verstehen ist. Ich möchte dir dieses Buch unbedingt und ganz dringend ans Herz legen!

Das Buch veränderte den Markt brachial. Die Läufer überrannten uns in den Läden und kauften so ziemlich alles, was so minimalistisch wie möglich war. Hektisch warfen die Hersteller -der Nachfrage folgend- mehr oder weniger zu Ende gedachte Modelle auf den Markt, die eine Art „geschütztes Barfußlaufen“ ermöglichen sollten.

Das Ziel war, im Grunde nur die Fußsohle durch eine Art künstliche Hornhaut zu schützen, so dass eine völlig freie und natürliche Bewegung möglich wurde, die Füße aber vor Steinen und Scherben geschützt waren.

Die Forschungsergebnisse und Argumentationen für den Barfußlauf waren vollkommen deckungsgleich mit meinem eigenen Körperempfinden. Das Thema fesselte mich. Ich wollte schnell selbst ausprobieren, um aus erster Hand mitreden zu können. Auf der Messe des Berlin-Marathons im Jahr 2010 kam ich das erste Mal in Kontakt mit einem Hersteller von so genannten Barfußlaufschuhen. Ein völlig widersinniges Wort, aber die deutsche Sprache kennt kein anderes dafür.

Ich wollte sofort ausprobieren und wissen, erleben, fühlen. Schneller und gesünder laufen. Wie viele andere Läufer damals auch. Und ich wollte mir Kompetenz aneignen. Viele von uns begeisterten Läufern waren aber einfach zu blöd und/oder zu ungeduldig! Wir rannten damit gleich unsere normalen Trainingsstrecken durch den Wald. Keine Gnade für die Wade mal wörtlich genommen. Damals war mein normales Laufpensum in herkömmlichen Schuhen etwa 20 km täglich. Mit meinem ersten Lauf im Barfußschuh dachte ich mir so, „Naja, lächerliche 11 km werden ja wohl locker drin sein“. Wie überheblich von mir. Und ebenso von sehr vielen anderen Läufern, die sich so verhielten.
Ergebnis: Etwa eine Woche Bewegungsunfähigkeit wegen stahlharter Waden.

Sich so zu verhalten und den Bewegungsapparat mit für ihn auf diese Weise völlig ungewohnten muskulären Anforderungen so zu überlasten muss ja zwangsläufig auf die Pritsche und in den Trainingsausfall führen. Man ist gewohnt, lange zu laufen. Die Dämpfung für den Bewegungsapparat beim Barfußlauf ist dem Lauf in Schuhen zwar deutlich überlegen, wie von Prof. Lieberman und Folgenden vielfach bewiesen wurde.

Der Körper ist diese Art des Bewegungsablaufes und der daraus folgenden anderen Nutzungsart der Muskulatur aber nicht gewohnt. Durch lebenslanges laufen in Schuhen ist unsere dazu nötige Muskulatur schlicht verkümmert!

Dieses Verhalten ist vergleichbar mit einem erstmaligen Besuch im Fitnessstudio. Beim ersten Mal machst du sinnvollerweise unter Anleitung eines kompetenten Trainers mal einen kleinen Zirkel. Du ackerst aber nicht gleich 2 Stunden an so ziemlich allen Geräten bis du danach nur noch stöhnend im Liegen duschen kannst. Auch dann wirst du dich eine Woche nicht mehr bewegen können.

In beiden Fällen, Fitnessbude und Barfußlauf, tust du grundsätzlich das Richtige für dich und deine Gesundheit. Und beim Barfußlauf auch für deine Schnelligkeit. Der Schlüssel zum Erfolg, vielleicht das kleine Geheimnis, welches aber ja eigentlich auf der Hand liegt ist, dass du deinem Bewegungsapparat und deiner Muskulatur die Chance zur substanziellen Anpassung geben musst.
Speziell an die männlichen Leser gerichtet: Sowas geht übrigens nicht schnell! Dazu unten mehr.

Heute, also Jahre nach diesem plötzlichen und verbreiteten Barfußtrend, laufen im Vergleich zu damals nur noch sehr wenige Läufer barfuß oder in Barfußschuhen.

Dafür gibt es zwei Hauptgründe:
Zum Einen die Doofheit der Läufer einschließlich mir selbst, die es von Beginn an krass übertrieben und sehr folgerichtig Überlastungsverletzungen davontrugen. Sie erkennen den Fehler nicht im eigenen Verhalten sondern im Barfußlauf.
Zum Zweiten trug die Schuhindustrie selbst erfolgreich dazu bei, dass der Trend fast verschwand aus der Läuferszene.
Denn wenn auf einmal alles bisherige infrage gestellt wird, teure Dämpfungstechnologien, teure orthopädische Korrekturelemente, teurer Schnick-Schnack, dann lässt sich einfach kein Geld mehr verdienen! Tja, so ist das. Eine reine Schutzhülle für den Fuß lässt sich eben nicht mehr auf breiter Front für 160€ verkaufen. Was bei manchem überflüssigem eingebauten Mist bestens funktioniert ist finanziell bei einfachen Fußschutzhüllen eben so nicht möglich.
Also sammelten Teile der Schuhindustrie nachhaltig erfolgreich Argumente gegen das Barfußlaufen. Das hat gut funktioniert. Schon wieder verunsichert folgten viele Läufer-Lemminge den Argumenten. Zumal viele Sportler durch eigenes, sich überforderndes Fehlverhalten am eigenen Körper die scheinbare Richtigkeit der verunsichernden Argumente erlebt hat.

Soweit die die kleine Ausplauderei eines damaligen Insiders des Marktes. Eben von mir.

Ich wechselte später beruflich aus dem Laufsportfachhandel heraus für 2,5 Jahre zu einem Hersteller von Barfußschuhen als Verkaufsleiter für den Bereich Sport. Das Thema Barfußlauf bannte und überzeugte mich zutiefst! Bis heute.

Stark zusammengefasst aus dem Buch „Born to run“ und den Erkenntnissen von Prof. Lieberman:
Der Mensch hat sich in seiner Evolutionsgeschichte als Ausdauerjäger entwickelt, der in spezieller Jagdtechnik seine Beute zu Tode hetzte. Bis vor evolutionsgeschichtlich wenigen Jahren gab es noch keine Schuhe und er lief und jagte zwangsläufig barfuß.
Und die damaligen Jäger sind nicht nur über Blumenwiese und federnde Finnbahnen gelaufen. Stein, Geröll, alles. Das gesamte Zusammenwirken aus aus Muskeln und Gelenken bei seiner dem Überleben dienenden Jagden hat sich durch barfüßiges langes Laufen auch auf anspruchsvollen Untergründen entwickelt.

Du bist selbst „Born to run“, Geboren um zu laufen“!

Und was bringt dir Barfußlaufen im Sport?
Ganz klar: Schnellere Laufzeiten und mehr Gesundheit für deinen Körper.

Ich trainiere seit einigen Jahren einen jungen Mann für die Marathonstrecke. Er ist nicht mit Talent ausgestattet, aber im Training außerordentlich fleissig. Als junger Mann manchmal sogar fleissiger als es dem Trainer lieb ist.
Das Tempotraining absolvierten wir meistens auf einem Sportplatz mit Kunststoffbahn. Irgendwann einigten wir uns darauf, dass er dabei seine Schuhe und Strümpfe auszog und auf der glatten Bahn komplett barfuß trainierte. Natürlich tasteten wir uns wie unten im Artikel beschrieben an die Streckenlängen ran. Bald aber konnte er sein volles Tempotraining barfuß durchziehen.
Du ahnst es schon: Barfuß lief er klar schneller! Von Beginn an. Und es tat ihm subjektiv gefühlt auch gut. Er läuft seitdem freiwillig sehr gern barfuß und absolviert seine Wettkämpfe auf der Bahn barfuß. In Bestzeiten!

Warum läufst du barfuß schneller? 
Das Zusammenspiel deiner Muskeln, Sehnen und Gelenke verläuft barfuß so, wie es im Laufe der Evolution immer weiter dem Überleben dienend perfektioniert wurde. Schuhe, und seien sie noch so modern und High-Tech, sind hier nichts anderes als eine Unwucht im Getriebe. Störend im Millionen Jahre perfektionierten System. Im besten Fall hochmoderner Laufschuhe richten sie vielleicht einen nur geringen oder keinen Schaden an. Das wars in Sachen Schnelligkeit auch schon.
Schnelligkeit? Maximalgeschwindigkeit? Hast du schonmal einen Sprinter mit dick gedämpften Laufschuhen gesehen? Nein?
 Die Sprinter tragen Spikes. Null Dämpfung, fast kein Gewicht. Die Dornen dienen dem Grip auf der glatten Bahn. Bei denen gehts um die maximal mögliche Geschwindigkeit!
 Und du hältst an deinen Dämpfungswalzen fest, die dir die Industrie als irgendwas mit „Energy-Return“ und 4% Leistungszuwachs verkaufen will? Und warum tragen die nicht sie Sprinter, bei denen jeder Sekundenbruchteil zählt? Usain Bolt mit 4% höherer Geschwindigkeit als bei seinem Weltrekord, wenn er diese Teile trägt? Mir kommen durch Logik begründete Zweifel.

Was wir brauchen, ist eine nachhaltig vorbereitete Muskulatur, die uns im barfüßigen Mittel-/Vorfußlauf über die Distanz der Sprintstrecke hinaus bringt, denn sie ist durch lebenslanges laufen in Schuhen weitgehend verkümmert. Darüber hinaus brauchen wir konsequent entwickelte Barfußschuhe, die unseren natürlichen Bewegungsablauf nicht beeinflussen, vollends dämpfungsfrei sind um ihn überhaupt zu ermöglichen und unsere Fußsohlen vorm Untergrund schützen!

Laufe nun bitte nicht barfuß oder in Barfußschuhen einfach so los. Du hast oben gelesen, was dabei falsch laufen kann. In meinem bald erscheinenden Buch erhältst du eine genaue und unzählige Male in der Praxis bewährte Methode, wie du das Barfußlaufen sinnvoll in dein Training einbaust, oder sogar komplett umstellen kannst.


Freitag, 5. Juli 2019

Training bei Hitze - jetzt mal Klartext!

Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels hatten wir gerade mehrere Tage starke Sommerhitze überstanden. Alles stöhnte, alles verzog sich. Training wurde auf abends (nützte kaum was) oder auf früh morgens (von den wenigsten) verschoben. Oder fiel schlicht aus.

In den Medien, auch denen, in denen es um Sport geht, ballten sich die Mahnungen der Hitze aus dem Weg zu gehen.

Für Sportler die auch mal an Wettkämpfen teilnehmen, ist sowas eine vollkommen unverantwortliche Empfehlung. Vielleicht mag so ein Rat naheliegen, jedoch sollte man sich der Folgen bewusst sein. Hitzezusammenbrüche schon beim Volkslauf werden auf diese Weise mangels Anpassung daran gerade zu provoziert. Wer diese Warnungen annimmt, schadet unter Umständen seiner Gesundheit!

Wie bitte?
Ja, genauso ist es.
Wenn du mal an einer Laufveranstaltung teilnimmst, ist Tag und Startzeit vorgegeben. Was ist, wenn es genau zu dem Zeitpunkt 30°C ist? Du kannst es dir ja nicht aussuchen.

Ist dir schonmal an dir und anderen aufgefallen, wie die ersten Läufe an den ersten warmen Frühlingstagen ausgehen? April, vielleicht der erste Tag mit 20°C. Ich habe es dieses Jahr bei einem großen Stadtlauf wieder gesehen. Bei nur 20°C liegen die Läufer reihenweise bereits auf der nur 10 km Laufstrecke neben dem Kurs im Schatten und ringen regelrecht nach Bewusstsein.
Sie sind es nach dem Winter einfach noch nicht gewohnt. Von "Hitzeschlacht" ist geradezu inflationär die Rede. Bei 20°C!!!

Die gleichen 20°C aber am Ende des Hochsommers im August entlocken dir ein müdes Lächeln und bei der Siegerehrung (oder beim Kuchenbuffet) holst du dir schon das Langarmshirt raus.

Was ist also mit dir passiert?
Anpassung! Wie sooft: Dein Körper ist ein Wunderwerk in der Anpassungsfähigkeit. Wenn du es von ihm forderst. Du hast den ganzen Sommer irgendwie in der Wärme agiert und dein Körper hat sich nach und nach adaptiert. Du erträgst die Hitze Ende des Sommers einfach viel besser.

Auch dein Schweiß am Körper fühlt sich anders an. Nachdem dein Körper im Winter wesentlich seltener und schwächer deine Schweißzellen wegen äußerlicher Wärme aktivieren muss, geht er im Frühling viel verschwenderischer zum Beispiel mit ausgeschwitzen Mineralstoffen um. Er hauts regelrecht raus mit allen Problemen die daraus entstehen können. An den ersten warmen Frühlingstagen fühlt sich dein Schweiß regelrecht "dicker" an, während du im Spätsommer eher leichtflüssiges Geschmiere verlierst.

Was ist zu tun?
Führe bewusst eine Anpassung herbei. Der aktuell schnellste Athlet den ich betreue "muss" auch in höchster Hitze möglichst mitten am Nachmittag auf die Bahn und Tempotraining machen. Bei ihm gehts allerdings ausschließlich um Leistung. Das sind seine Ziele. Da er bisher eine Schwäche bei Hitze hatte und seine Fortschritte durch dieses Training erkennt, bedarf es auch keiner Überredungskunst, da ihm alles klar ist. Einzig die Getränkeversorgung muss gewährleistet sein und natürlich ein sorgsames Auge des Trainers. Selbstverständlich brachen wir so eine Einheit auch schonmal ab. Je besser er sich aber über die Wochen anpasst, umso seltener kommt das vor. Das letzte stahlharte Intervalltraining in der gerade vergangenen Hitzewoche überstand er völlig problemlos bei 34°C im Schatten, den er auf der 400m Bahn natürlich nicht hatte.

Du bist Hobbysportler und kannst dir deine Trainingszeiten nicht so aussuchen? Kein Problem. Du erkennst aber sicher die Notwendigkeit im Sinne deiner eigenen Gesundheit, mit Augenmaß, Eigenverantwortung und gesundem Gefühl für deine eigenen Fähigkeiten dich der Hitze anzupassen.

Sofern du die Gelegenheit hast, geh unbedingt der Hitze nicht auf dem Weg. Gib deinem Körper die Chance der Anpassung. Rein in die Hitze! Aber ebenso mit Augenmaß! Am Wochenende vielleicht am späteren Nachmittag, wenn du es dir traust, auch in der Mittagssonne und vor allem: Steigere dich dabei und fang nicht gleich an deiner Leistungsgrenze an.

Sorge auf deiner Strecke auch für spontan mögliche Getränkeversorgung. Wenn du ängstlich bist, sammle deine Laufkilometer in kleinem Radius um deinen Startpunkt. Lauf notfalls zu zweit. Fühle aber immer in dich hinein und mach nicht sklavisch nach was ich hier schreibe. Du trägst eine Eigenverantwortung!

Hört sich dramatisch an? Meine Güte, als Kinder haben wir in einer Zeit vor Smartphones auch ganze Sommernachmittage draußen getobt. Und 34°C gab es schon damals. Das haben wir alles überstanden. Bei Kindern braucht man sich da überhaupt keine Sorgen machen. Werden die gelassen und nicht von den Eltern unter Druck gesetzt, hören die weit rechtzeitig von allein auf. Problematischer ist das bei Erwachsenen. Die laufen häufig (insbesondere Männer) bis sie ohnmächtig werden. Oder mehr.

Vielleicht hast du ja einen gesunden Menschenverstand und machst das mit Augenmaß. Dann kann dir an deinem Wettkampftag X das Wetter beinahme egal sein. Du bist ausreichend vorbereitet.

Bist du reiner Hobbysportler ohne jede Wettkampfambition hast du eben keinen Tag X und das Thema könnte dir wurscht sein.
Mein Ratschlag an alle, vor allem aber an die Hobbysportler: Gestaltet euch euren Sport so, dass er euch möglichst lange Spaß macht. Im Idealfall jahrelang. Wenn ihr euch im Training etwas abverlangt, was euch völlig gegen den Strich geht, werdet ihr sehr wahrscheinlich irgendwann mit dem Sport aufhören. Das wäre doch schade.

Eine Hitzeanpassung während des Sports hilft aber auch dem Hobbysportler, denn auch er passt sich an und kommt auch im Berufs- oder Freizeitalltag mit der Hitze besser zurecht. Bauarbeiter oder Hobbygärtner mit schlechter Hitzeadaption? Prost Mahlzeit. Für die Geier!

Samstag, 15. Juni 2019

Nüchterntraining - So entkommst du dem angeblich drohenden Hungertod!

Weigerst du dich, manch populären Empfehlungen der Weichereierpresse zu folgen, droht dir scheinbar der Tod des Verhungerns. Mitten in Europa!
Und das sogar für Hobbysportler! Deshalb ist dieser Artikel ausdrücklich auch für diese geschrieben.

Nach viel zu vielen Empfehlungen der Wegbereiter weiterer Leistungsverschlechterung der breiten Sportlerschaft musst (MUSST!) du unbedingt rechtzeitig vorm Training oder Wettkampf etwas zu dir genommen haben. Am besten für den Stoffwechsel schnell verwertbare Kohlenhydrate. Ansonsten droht dir nämlich während der Leistung die bitterböse Unterzuckerung. Eine nahtodähnliche Lebenserfahrung, die es um alles in der Welt zu vermeiden gilt.

Der letzte Halbsatz stimmt sogar so halbwegs. Es gilt, die „Unterzuckerung“ zu vermeiden. Man gebe dem Körper Energie, möglichst leicht und schnell verwertbar, damit der Mangel an Ernergie garnicht erst eintritt.

Ein anderer, momentan sehr angesagter Trainer schreibt im Zusammenhang von Ermüdungsfaktoren beim Laufen, dass „allein die Verfügbarkeit von Kohlenhydraten der begrenzende Faktor ist“. Er bezieht das in seinem Artikel auf den Ultralangstreckenlauf.

Momentmal..... Statistisch gesehen kämpfen die meisten von uns an ihrem mehr oder weniger stark ausgeprägten Übergewicht, verursacht durch Ansammlungen stark energiehaltiger Fettspeicher. Diese haben im Laufe millionenjahrealter Evolutionsgeschichte absolut keine andere Aufgabe, als uns Energie zu geben, wenn kein Mammut in Sicht war und der Tank deshalb leer. Und es wird von Energiemangel gesprochen?

Es sollte auch das leicht gestrickteste Gemüt drauf kommen, dass hier irgendwo ein Widerspruch nicht nur im Verborgenen liegt, sondern mit Signalraketen geradezu auf sich aufmerksam macht.

Dein Körper ist (bei manchen zumindest prinzipiell😉) etwas wunderbares! Er macht nämlich in Folge von Anpassung genau das, was du von ihm wiederholt verlangst.

In diesem Zusammenhang: Kohlenhydrate sind die Energiequelle für den Körper, die für ihn am schnellsten und leichtesten zu erschließen ist. Wenn Energie benötigt wird, bedient sich der Körper zunächst an den Kohlenhydraten -sofern welche vorhanden sind-.

Der Stoffwechsel, das Enzymsystem, passt sich bei dauerhafter und ständiger Verfügbarkeit von Kohlenhydraten darauf an, diese sofort verwerten zu können.
Es gibt für den Körper überhaupt keinen Grund, auf die evolutionsgeschichtlich ausschließlich dem Überleben gewidmeten Fettspeicher zurück zu greifen, solange Kohlenhydrate vorhanden sind.

Hinzu kommt: Bevor dein Körper an die lebenserhaltene Energiereserve geht, bedient er sich auch prozentual zunehmend an deinen körpereigenen Eiweißen. Deiner Muskulatur! Willst du auf die auch nur teilweise verzichten?

Natürlich kann er in den seltenen Fällen, in denen die KH-Speicher leer sind, zum Beispiel bei einem längeren Training, auf die Fettspeicher zugreifen. Das funktioniert. Aber relativ schlecht. Der Körper ist es einfach nicht gewohnt. Er rebelliert, läuft unrund. Im Training oder Wettkampf bekommst du deinen Einbruch.

Wer es nie erlebt hat, kann es sich nicht vorstellen. Innerhalb von ein bis zwei Kilometern erlebst du bei dir einen Absturz, wie momentan zwei so genannte Volksparteien. Nur eben in Rasender Geschwindigkeit deines Zusammenbruchs. Von hohem Tempo in maximaler Zuversicht endest du innerhalb dieser ein bis zwei Kilometer nicht selten beim Gehen!

Die Ursache des Übels ist aber doch nicht der Energiemangel in dieser Lebenslage, sondern die Unfähigkeit, zuverlässig an die auch bei superschlanken Menschen vorhandenen Fettreserven zu kommen!

Ich halte nicht viel von Leistungsdiagnostik zur alleinigen Trainingssteuerung. Dennoch: Die Spiroergometrie kann es dir beweisen, dass fast jeder von uns ein Zuckerverbrenner, aber kein Fettstoffwechsler ist. Und damit in hoher Gefahr, bei lang andauernden Trainingseinheiten oder Wettkämpfen einen ganz krassen Einbruch zu erleben! Irgendwie logisch....

Unsere Fettvorräte liefern je nach Studienlage etwa 7000kcal pro kg Fett. Je nach Körpergewicht verbrauchst du pro gelaufenem Kilometer 50-80kcal.
Tja, mit nur einem kg Körperfett kannst du also rund 100km laufen. Grob. Wieviel Übergewicht hast du denn so? Und du willst essen vorm Sport?

Viel logischer ist es doch, deine Stoffwechsellage so zu trainieren, dass du nach Ende deiner KH-Vorräte im Körper locker und leicht an deine Fettreserven kommst.

Nach mehrfacher eigener Erfahrung und der von hunderten anderen Sportlern kannst du das sehr nachhaltig mit der so genannten Stoffwechselkur schaffen, von der ich bereits anderswo schrieb. Aber bitte nur dem Original und nicht mit aufgeweichtem Abklatsch.

Im Zusammenhang mit anderen Maßnahmen ist aber auch das Nüchterntraining morgens sehr effektiv. Idealerweise so, wenn du abends vorher vielleicht sogar weitgehend auf KH verzichten und auch dem Alkohol entsagen konntest.

Wenn deine Arbeitszeiten es zulassen, durchbreche deinen Zeitkreislauf, den du bisher vielleicht hattest!
In den Jahren meiner zuletzt aktivsten Wettkampfphase mit Training für 100 Meilen-Läufe, die zudem auf Sieg gerannt wurden, war ich voll berufstätiger Familienvater mit relativ kleinen Kindern. Ich kam um 18:30 Uhr (wenn es gut lief) von der Arbeit nach Hause. Die Kinder wollten auch noch was vom Vater haben, wären aber etwa in einer Stunde schlafen gegangen. Ein zeitlicher Konflikt, der in vielen Familien vorkommt, in denen ambitioniert Sport getrieben wird.

Lösbar? Na klar!
Zusammen mit meinem damaligen langjährigen Trainingspartner in gleicher familiärer Situation legten wir unser Training auf morgens 5:30 Uhr! Bei Bedarf noch früher. Wir joggten dabei nicht nur durch die Gegend. Nachdem sich unser Biorythmus angepasst hat, wurde sogar scharf trainiert. Kannst du dir im Winterhalbjahr bei waagerechtem Schneeregen in völliger Dunkelheit in windiger Feldmark Tempoeinheiten wie 3x4000m vorstellen? Ich bis dahin auch nicht. Und das muss so auch nicht jeder machen. Wir haben es aber gemacht und diese Jahre gehörten zu denen meiner höchsten Leistungsstärke!

Wenn der Wecker um 4:45 Uhr klingelt, brauchte ich erstmal einen Kaffee. Nebeneffekt: Regt den Fettstoffwechsel an. An Frühstück war auch ohne Verzichtsabsicht nicht zu denken. Das hätte bedeutet, mit frisch gefülltem Bauch wenige Minuten später das Lauftraining zu starten. Viel schöner war es, mit den geleisteten 15-18 km danach mit der Familie zusammen zu frühstücken. Und abends von der Arbeit kommen zu können und der tägliche Sport war bereits erledigt, so dass ich mich meiner Familie widmen konnte.

Insbesondere letztere soziale Gründe sprechen meiner Ansicht nach insbesondere für Hobbysportler, denen es keineswegs um Höchstleistung geht, für ein Training am frühen Morgen!

Was damals garnicht willentlich meine Absicht war, jedoch die Folge aus meinem Tagesablauf wurde, war ein mit der Zeit enorm trainierter Fettstoffwechsel. Mindestens 5 Tage die Woche in Folge wurde morgens nüchtern trainiert.
Einbrüche bei langen Läufen? Fehlanzeige? „Mann mit dem Hammer“? Völlig unbekannt. An den Wochenenden lief ich später sogar die langen und sehr langen Läufe ohne Frühstück. Der Fettstoffwechsel war einfach weit ausreichend darauf vorbereitet. Es war fantastisch!

Allein dieses Verhalten löste zwei Herausforderungen:
Viel mehr Zeit für die Familie trotz Vollzeitjob und 140 bis 160 km Lauftraining pro Woche!
Ein vorzüglich trainierter Fettstoffwechsel, der mich in die Lage brachte, im Bedarfsfall an meine praktisch unerschöpflichen Energiereserven zu kommen.

Ganz anders als in anderen Publikationen beschrieben war ich nicht mehr limitiert durch aufgebrauchte Kohlenhydratreserven.

Durch den täglich herbeigeführten Mangel bildete der Körper nach einer Zeit wieder für den Fettsoffwechsel relevante Enzyme. Daraus entsteht die Fähigkeit, frühzeitig in eine gemischte Stoffwechsellage zu kommen, in der sowohl Fette als auch KH verbrannt werden. Mit einem umso günstigeren Verhältnis für Fette. Deine KH Reserven werden auf diese Weise geschont. Du versetzt deinen Körper einfach -wieder- in die Lage, an deine unerschöpflichen Fettreserven zu kommen.

Wenn du Nüchterntraining machen möchtest und aufgrund deines bisherigen Ernährungsverhaltens es nicht gewohnt bist, ohne vorherigen Mampf zu trainieren, mach das nicht gleich mit der Brechstange!

Bei einem 5 km Lauf am frühen Morgen sollten jedoch alle Menschen ohne Diabetes niemals in eine Schwierigkeit kommen. Das geht also immer!
Je länger deine Läufe sind und umso eine größere Rolle Kohlenhydrate in deiner Ernährung spielten, je stärker dürfte der Trainingseffekt deines Stoffwechsels ausfallen. Und das ist erwünscht.

In der Praxis:
Probiere es doch einfach mal und lauf los ohne Frühstück. Wenn du große Angst vorm verhungern hast, wähle doch eine dichte Runde um deinen Wohnort, damit du bei sich ankündigendem Ableben schnell dein Heim und den Kühlschrank erreichen kannst.

Wer die noch plötzlichere Schwäche fürchtet, nimmt gern etwas Zuckerwasser aus dem Sportfachhandel als Lebensversicherung mit auf die Strecke.
Als solche soll das natürlich auch nur dienen. Du willst ja den Effekt des Nüchterntrainings herbeiführen. Wenn du also zu deiner Gewissensberuhigung nüchtern losläufst und nach 3 km schon an der Flasche nuckelst wie alle 3 min manch eine sehr blonde Beauty im angesagten Fitnesstempel, kannst du es gleich vergessen!

Solltest du tatsächlich eine Schwäche aufgrund des Nüchternlaufens spüren, lass sie kommen und genieße sie!😃
Genau dieses Training im Mangel ist doch überhaupt erst das gewünschte, enzymbildende Training. Laufe so lang es geht so ermattet weiter. Der Reiz auf deinen Körper wird umso größer. Nur dann, wenn absolut nichts mehr geht, saugst du das Leben spendende Zuckerwasser in dich hinein. Schon in wirklich sehr wenigen Minuten stehst du wieder.

Unter uns: Hab ich nie gebraucht! Nur auf sehr langen Trainingsläufen nahm ich in meiner Flasche ein Sportgetränk zur Absicherung mit. Das hat aber auch mit meiner heimischen Topografie zu tun. Um von längeren Läufen nach Hause zu kommen, muss ich aus jeder Richtung kommend am Ende nochmal über einen Berg.

Beobachte es an dir selbst: Je größer deine Angst vor Schwäche ist, je tiefgreifender hat die Werbung der Zuckerwasserindustrie dich schon erreicht. Oder das Geschreibe von Schreiberlingen, die selbst nichts drauf haben in Sachen Stoffwechsel und die eigene Unfähigkeit als Allgemeingültig definieren.

Und was soll das Nüchterntraining nun demjenigen Hobbysportler bringen, der eigentlich nur ein paar mal die Woche etwas joggen geht, ohne Herausforderungen wie Energiemangel bestehen zu müssen? Zum Beispiel und das ist schon sehr wesentlich:
Es ist Lebenszeitgewinn durch das Training morgens.
Probiere es aus, du wirst es merken, mit wieviel mehr Energie und Leistungskraft du in den Job startest. Während deine Kollegen in der Teeküche noch den Kaffe ansaugen, um überhaupt auf Betriebsmodus zu kommen, kannst du gleich loslegen.
Deine Gesundheit dankt es dir, wenn du morgens den restlichen überschüssigen Blutzucker und anderen Müll durch Sport entsorgst.

Trau dir was zu und lasse deinen gesunden Menschenverstand mit einfließen.
Mein Tip für solche neuen Umsetzungen: Mach es ab sofort konsequent und das 6 Wochen lang. Erstmal. Nach 6 Wochen wird deine Stoffwechsellage völlig anders aussehen. Sehr wahrscheinlich schon viel früher. Und dann entscheide neu, ob das morgendliche Nüchterntraining dein zu dir passendes Konzept ist.

Streakrunning - nützlich, witzig, oder alter Brei neu aufgewärmt?

Diesen Artikel verfasste ich für meinen ehemaligen Arbeitgeber, die Firma Greif (www.greif.de).


Eine Begrifflichkeit, die den langjährigen Läufern durchaus bekannt ist. Manchmal scheint es jedoch, als würden Dinge, Methoden und Umstände erst dann richtig populär werden können, wenn sich ein griffiges oder einprägendes Wort für seine Beschreibung finden lässt.
Streakrunning bedeutet in unserem Sinne als Läufer die ungebrochene Serie täglichen Laufens. Tun die leistungsorientierten Sportler unter uns sowieso. Nicht selten auch 2x am Tag. Das tun die einfach, hatten bisher bloß keinen Namen dafür. Peter Greif verkündete zu Lebzeiten immer wieder, dass kaum eine Einzelmaßnahme im Training so wertvoll ist wie die Erhöhung der Anzahl der Trainingseinheiten.
Aber zum Hintergrund des Streakrunnings:
Man kann den Beginn natürlich nicht definieren, denn täglich gelaufen wurde schon immer. Für uns Läufer wurde der Zeitraum in den Sechziger und Siebziger Jahren relevant, als die sich immer mehr formende Trainingsmethodik in Richtung täglichem Training auch für Hobbysportler entwickelte.
Aus dieser Zeit wurde die erste Streak eines Läufers bekannt, dem Briten Ron Hill. Mehrmaliger Weltrekordler und Gewinner bedeutsamer Marathonläufe der damaligen Zeit. Ron lief täglich seit 1964. Runnersworld schreibt, dass diese Serie 52 Jahre (!) gehalten hat.
Wenn du dir vornimmst, wirklich täglich zu laufen und das auch umsetzt, dann schmerzt es durchaus nach beispielsweise einem halben Jahr einen Ruhetag einzulegen. Dann fängt deine Zählung nämlich wieder bei Null an, denn deine Serie ist am Ruhetag gebrochen worden. Deine Motivation, wenigstens nur eine klitzekleine Runde ... wird sehr hoch sein!
Wie lang „muss“ denn eine klitzekleine Runde mindestens sein? Spätestens nach Gründung der United States Running Streak Association im Jahr 2000 gilt gemeinhin die Mindestlaufstrecke von einer Meile, also 1,6 km.
Lächerlich? Erst einmal machen. Täglich! Und wenn du mal unterbrichst, weil „absolut keine Zeit“ da ist, das Wetter zu schlecht, der Bauch zu voll, die Gattin mit forderndem Nachdruck zutraulich oder sonstige schwerwiegende Verhinderungsgründe vorliegen, fängst du von vorn an.
Den bisher viel weniger trainierenden sei gesagt: Täglich laufen bedeutet nicht, sich täglich auszubelasten. Auch ein reiner Hobbyläufer ohne Wettkampfambitionen hat die Möglichkeit, inhaltlich zwischen belastendem und erholsamen Laufen zu unterscheiden. In Distanz und/oder Tempo. Ein tägliches Training muss keineswegs mit Automatismus in die Überforderung führen. Mit einem kompetenten Trainer dabei hast du es sicher einfacher. Ich behaupte jedoch, in nahezu allen Fällen hilft auch der gesunde Menschenverstand, ein rein im Hobbyrahmen umgesetztes tägliches Training auszuüben ohne dass es in Krankheit, Verletzung, Übertraining endet.
Welcher Hobbyläufer aber bisher 2x pro Woche 8 km nach Feierabend gejoggt ist und nun meint, er macht das ab jetzt täglich, verlängert die Tagesstrecke und erhöht das Tempo dabei, der darf sich eben nicht wundern...
Welchen Nutzen haben aber die leistungsorientierten Läufer und warum kann auch eine Ministrecke von nur einer Meile an einem Tag wertvoll sein in dieser Leistungsklasse?
Es war die Endphase meiner persönlich höchsten Leistungsfähigkeit als Läufer. Ich lief „Streak“, ohne dass mir dieser Begriff wichtig war. Den Nutzen täglichen Trainings spürte ich in jeder Saison.
Damals hörte ich wahrscheinlich das erste Mal vom Begriff Streakrunning. Irgendwie machte mich das ja an. Siehe erster Absatz dieses Newsletters. Meine Frau kannte das dann bald: Auch wenn direkt nach der Arbeit mal auf irgendwelchen Sitzungen im Ehrenamt spät wurde und ich um 23 Uhr nach Hause kam, hatte ich ja noch eine Stunde bis zum förmlichen Ende des Tages. Ich zog mich um und joggte noch kurz 2-3 km um unser Dorf.
Aber was soll das? Methodisch gesehen?
Als leistungsorientierter Läufer wirst du von dieser Maßnahme keine Weiterentwicklung erwarten können.
Jetzt kommts: Du bremst aber den Rückschritt, der durch einen Pausentag eintreten würde. Falls dein Training am Vortag hart war, verbesserst du durch so eine Minirunde sogar deine Regeneration, verglichen mit mit einem Sofa- oder Besprechungstag.
Daraus folgt auch für die Heißkisten unter uns Läufern: Mach dir an solchen Tagen wo du es zeitlich oder sonstwie nicht so richtig hinbekommst mit dem Training keinen Streß für ein vollwertiges Training. Es geht um diese einzelnen Ausnahmetage. An allen anderen trainierst du ja sowieso. Motiviere dich aber durch das Reißen deiner Streak, auch an den seltenen Tagen, an denen du sonst nichts gemacht hättest, wenigstens diese Meile zu laufen.
Meine eigene Grenze nach unten ist übrigens 2,15 km. Denn dies ist von meiner Haustür eine nicht abkürzbare „Hunderunde“ durchs nahe Feld.
Nicht zu unterschätzen ist das Training deiner mentalen Fähigkeiten durch das Halten einer Streak. Du trainierst deinen Kopf täglich aufs Neue durchzuhalten. Auch wenns unbequem wird. Dich über Widrigkeiten wie vermeintlichem Zeitmangel oder Weltuntergangswetter hinwegzusetzen und trotzdem am Erreichen deiner Ziele zu arbeiten. Nicht wenige sagen, beim Laufen lernt man auch fürs Leben.

Donnerstag, 25. April 2019

Warum ist eigentlich das Tempotraining so wichtig


Hohes Tempo im Training……. für die meisten etwas ganz Schreckliches, für manche hirnloses Tagesgeschäft.


Viele Einsteiger, insbesondere wenn es Männer sind oder bisher Mannschaftssportler, kennen oft im Training nur eins: Vollgas! Jedes mal wenn sie ihre Laufrunde drehen. Aus dem Lager kommt dann oft, dass Laufen nichts für sie sei oder nur notwendiges Beiwerk. Denn jedes Training tut ja höllisch weh und ist in seiner Summe nicht wirklich eine Freude. Oder sie behaupten, sie müssten sich „auspowern“. Nur so würds ja was „bringen“.

Demgegenüber stehen die Seichtfußjogger, Schweißvermeider, Gutausseher, Laktatallergiker, Bei-Regen-Umdreher, Vor Übertraining-Angsthaber und sonstige Weicheier der Laufszene. Aber auch der größte Teil der Ultraläufer, für die Tempoläufe in deren Weltbild die größtmöglich zu vermeidende Pest darstellt. Ich war zu meiner aktiven Zeit selbst Ultraläufer und spreche da als Insinder.

Ja was denn nun?

Wie sooft: Es kommt auf deine persönliche Motivation und Zielsetzung zum Laufen an. Läufst du nach Feierabend mit dem Ziel des Stressabbaus oder weil dir dein Hausarzt nach jahrelanger Fresserei, Kokserei und Sauferei die gelbe Karte gegeben hat, oder weil du es einfach genießen willst, ist das alles ehrenvoll, gut und richtig. Und du benötigst nicht unbedingt ein Tempotraining. Und keinen persönlichen Coach. Mach einfach weiter mit deinen Dauerläufen. Ernsthaft und mit meiner vollen Anerkennung für dein Tun.

Sollte deine Motivation aber die eigene Leistungsverbesserung sein, betrifft auch dich die Notwendigkeit von Tempotraining, im Prinzip egal, wo du leistungsmäßig jetzt stehst.

Auch reine Hobbyjogger haben einen riesigen Nutzen daraus. Wenn sie denn den eigenen Anspruch an sich haben, sich zu verbessern. Bedenke einmal folgendes:

Der Körper, auch deiner, ist ein Wunderwerk und hat überragende Fähigkeiten der Anpassung. Bei allem was du von ihm regelmäßig forderst. Wenn du aber so wie bisher von ihm forderst, 2-3x pro Woche locker durch den Wald zu joggen, passt er sich genau auf diese Anforderung an.

Am Anfang deiner Lauferei sind diese Dauerläufe genau die richtige Maßnahme für dich zur Grundlagenbildung. Du wirst dich verbessern. Wirst weiter, lockerer und schneller laufen können.

Nun jedoch: Wenn dein Körper sich darauf angepasst hat, 2-3x pro Woche locker durch den Wald zu joggen, gibt es für ihn überhaupt gar keinen Grund, darüber hinausgehende läuferische Fähigkeiten zu bilden!

Du kannst noch weitere 20 Jahre durch den Wald joggen. Du wirst keinesfalls signifikant schneller werden davon! Klingt eigentlich logisch. Ich höre aber relativ oft Aussagen wie, „nun laufe ich schon jahrelang regelmäßig meine Runde. Ich werde einfach nicht schneller. Wahrscheinlich habe ich kein Talent.“ Nein, das muß nicht sein. Dein Körper weiß nur nicht, dass dein Wunsch „Schneller werden“ ist. Woher soll er das auch wissen?

Wenn Teil deiner Motivation zum Laufen ist, auch schneller zu werden, braucht dein Körper den Befehl dazu. Er muss das einfach von dir wissen, dass du das willst. Wie immer im Leben: Sprecht doch einfach mal miteinander! In diesem Fall: Signalisiere deinem Körper durch Tempotraining, dass er Fähigkeiten dazu bilden soll.

Was ist denn nun Tempotraining?
Endspurt? Ab und zu einen Sprint auf der Laufstrecke? Doch wieder wie anfangs beschrieben das ganz schnelle laufen über die ganze Strecke?

Wir als Langstreckenläufer brauchen für die Entwicklung der Fähigkeit, lange ein höheres Tempo als bisher zu laufen in erster Linie Läufe an der persönlichen anaeroben Schwelle. Hat fast jeder schonmal gehört, aber was ist das? Stark vereinfacht ausgedrückt das Tempo, in dem du genausoviel Sauerstoff aufnehmen kannst wie du verbrauchst. Läufst du schneller, kommst du „außer Atem“.

Man kann diese Schwelle durch teure Leistungsdiagnostik feststellen. Als Praktiker warne ich jedoch davor, solche Messungen als ALLEINIGES Steuerungsmittel für das Training zu betrachten. Sofern du mit deinem Sport kein Geld verdienst, spare dir die Leistungsdiagnostik, investiere lieber in einen Trainer der sich langfristig mit dir befasst, oder gib das Geld wenigstens für gescheite Laufschuhe oder Ernährung aus.

In etwa triffst du deine anaerobe Schwelle in dem Tempo, in dem du dich beim Laufen nicht mehr flüssig unterhalten könntest, hättest du einen Trainingspartner dabei.

Bist du bereits trainierter Läufer, ist das Tempo meist das Halbmarathonrenntempo. Bist du noch verhältnismäßig neu dabei, findest du deine anaerobe Schwelle in dem Tempo, welches du tendenziell über 10 km durchhalten kannst. Grund für diese Differenz ist, dass trainiertere Läufer ihr persönliches maximales Tempo einfach länger durchhalten als die Neulinge.

Und was machst du nun mit dieser Erkenntnis um deine anaerobe Schwelle?

Laufen! Es gibt viele Spielarten, die natürlich stark davon abhängig sind, wo du leistungsmäßig jetzt stehst. Deshalb gebe ich hier auch keine Pauschalempfehlungen ab. Und deshalb halte ich auch von irgendwelchen Zeitschriften- oder Internetplänen erstmal wenig, wenn es darum geht, das persönliche Optimum für dich zu finden. Die helfen dir zwar definitiv erstmal weiter! Aber du bist nicht automatisch ein Querschnitt aller Läufer, du bist individuell mit ebenso individuellen Anforderungen!

Natürlich gebe ich dir einige Beispiele.
Gern genommen sind die Wiederholungen über 1000m.
Je nach deinem läuferischen Vermögen 4-6x 1000m in deinem Renntempo über 5 km. Dazwischen mindestens 1 km sehr (!!!) langsames Traben.
Als Marathonläufer kommst du um 3x3000 m und 3x4000 m nicht drumherum, mit längeren Pausen dazwischen. Tempo Halbmarathonrenntempo. Der Tempodauerlauf über 10-18 km am Stück ist ein Klassiker.


Es sind nur Beispiele sehr vieler Spielarten, an deiner persönlichen anaeroben Schwelle zu laufen. Den Trainingsmaßnahmen, die dich sehr nachhaltig verbessern wird. Wenn du sie mit Köpfchen und dosiert einsetzt. Sie sollen nicht nur, sie müssen im Jahresverlauf im Tempo und in der Länge unterschiedlich gestaltet werden, damit du nicht planlos fit wirst, sondern zu dem Zeitpunkt, zu dem es für dich relevant ist.

Dein Körper braucht übrigens noch andere Trainingsreize. Außerdem braucht er nach einem solchen Reiz dringend Regeneration um ihn zu verarbeiten. Deshalb ist das Eingangsbeispiel, nachdem viele Läufer generell im Training Vollgas laufen so verbreitet wie nutzlos.

Hinzu kommt: Über die Intensität deines Tempotrainings steuerst du deine Formentwicklung. Solltest du nun auf die Idee kommen, schon im Dezember/Januar mit schärfstem Einsatz an deiner Schwelle herum zu trainieren, bist du im Februar in Bestform. Nur leider im April/Mai nicht mehr, wenn die wichtigen Wettkämpfe anstehen und du glänzen willst.

Als dein persönlicher Trainer erkenne und „fühle“ ich dich, je länger wir zusammenarbeiten. Zwar gibt es in der Trainingsmethodik allgemeingültige Gesetze. Du bekommst von mir aber übers Jahr immer das, was für deine persönliche Leistungsentwicklung für deine eigenen Ziele relevant ist.